Putzerausflug 2019
Putzerausflug
Um 17. September 2019 trafen sich die angemeldeten Geschwister vor dem Museum Windstärke 10. Die Führung durch die Ausstellung nahm Herr Weigel vor, der uns als erstes an einem Modell den Cuxhavener Hafen erklärte. Cuxhaven gehörte seit dem 13. Jh. bis 1937 zu Hamburg. In einem Tausch mit Harburg und Altona kam Cuxhaven zu Niedersachsen. Dazu gehört auch der Amerikahafen. Es gab eine Einschränkung: in Cuxhaven dürfen keine Container verladen werden. Das behält sich der Hamburger Hafen vor. Der Alte Fischereihafen und damit die Fischwirtschaft wurde 1885 gegründet. 1908 entstanden am Alten Fischereihafen die Auktionshallen und der Fischversandbahnhof. Der Bau des Neuen Fischereihafen begann 1937, die Seeschleuse wurde erst 1968 gebaut. Die Schiffe fuhren in den Alten Fischereihafen, luden die Ladung ab, die in den Fischhallen verarbeitet wurden. Dann drehten die Schiffe im Hafenbecken und luden an dem gegenüberliegenden Kai Proviant, Eis und andere Ausrüstungsgüter. Die Fischdampfer blieben solange auf See, wie sie Eis an Bord hatten. Herr Weigel erklärt uns, die Schiffe fuhren drei bis vier Tage zu den Fanggebieten vor Island oder Grönland. Dann wurde etwa 12 Tage gefischt, solange reichte das Eis, und dann fährt das Schiff wieder zurück nach Cuxhaven. Das Schiff war dann ca. 18 Tage unterwegs, wurde nachts entladen und der Fisch wurde dann in das Innere des Landes gefahren. Wenn er dann endlich in München angekommen war, war der frische Fisch fast 20 Tage unterwegs. Heute fahren Fabrikschiffe auf See, die die Fische gleich an Bord einfrieren. An einer Videowand wird ein Originalfilm gezeigt, wie ein Schiff in den hohen 10-m-Wellen hin- und hergeworfen wird.
In einem Schaukasten steht ein Model des Fischdampfers "Otto Flohr". Wir erfahren, wie leistungsfähiger die neuen Fischtrawler gegenüber den Fischdampfern ist. Die "Otto Flohr" ist 1939 nur dreimal auf Fangreise ausgelaufen, wurde im Krieg als Minensucher eingesetzt und ist nach dem Krieg als Reparationsleistung an Frankreich gegangen. Im Jahre 1952 kam sie nach Deutschland zurück und fuhr unter dem Namen "Preußen" wieder zum fischen.
Zu einen Fischdampfer gehören u.a. die Mannschaft, Proviant, Reparaturmaterial und vor allem Netze. Bis heute besteht der Aberglaube, das eine Frau nicht über Netze gehen darf. Ein Frau an Bord eines Fischdampfers ist auch heute noch ein Tabu. Aber Frauen haben die Netze geknotet, ca. 1000 Knoten die Stunde. Der Netzmacher ist ein Lehrberuf für Männer. Die Netze waren ca. 300 Meter lang und die Netzmacher sind auch mit auf See gefahren, damit sie feststellen konnten, was an den Netzen verbessert werden kann. Gefischt wurden u.a. Seelachs, Rotbarsch, Kabeljau und Heringe.
Herr Weigel hat sehr eindrücklich geschildert, wie der Fisch an Bord gehievt und dann weiter verarbeitet wurde. Nur der verantwortliche Fischer hat den Steertknoten gemacht, damit der Hub auch wirklich heil an Bord genommen werden konnte. Es war kalt und naß an Bord und die Fischwerker standen mitten in den Innereien. Das war eine Knochenarbeit. Es kam vor, das sie 36 Stunden gearbeitet haben. An der Videowand lief ein Film. Da konnten wir sehen, wie die Arbeit ablief.
Wir gehen auf die Brücke eines Schiffes und in den Funkraum. Im Notfall wurde SOS gefunkt, im Sprechfunk wird das Wort „MaydayMayday“ genutzt. Der Kapitän mußte die richtige Nase haben, um in die richtigen Fanggründe zu fahren. Auf einer Seekarte waren diese eingezeichnet. Der Kapitän mußte auch immer seinen Fang melden. Da wurde nicht immer die Wahrheit gesagt, um von den guten Fanggründen abzulenken. Früher wurde ein Steuerrad genutzt, heute wird ein Schiff mit dem Joystick gesteuert.
Bevor wir an einer Fischauktion teilnehmen, sehen wir eine alte Telefonanlage. Hier haben nur Frauen gearbeitet und für ihre Arbeit einen guten Lohn erhalten. Die Fischauktionen fanden immer sehr früh am Morgen statt. Von dem, was der Auktionator sagt, haben wir nichts verstanden. Er nennt einen Preis und geht dann damit weiter runter, bis ein Käufer sich meldet. Es wurde eine Zeichensprache verwendet, damit die Mitbewerber nicht erkennen konnten, zu welchen Preis eingekauft wurde.
Im nächsten Raum werden an einem Originaltisch Rollmöpse gedreht. Diese Arbeit haben Portugiesinnen durchgeführt. Die Verpackungen für die verschiedenen Marinaden konnte man auch sehen.
Fischer zu sein ist der gefährlichste Beruf der Welt. Anhand von Bildern werden gefährliche Situationen gezeigt. In der Elbmündung und der deutschen Bucht liegen etwa 2000 Wracks auf dem Grund. Durch Ebbe und Flut, vielen Sandbänken und Riffen ist die Fahrt nicht ungefährlich. Jeder Punkt auf einer Karte zeigt ein Wrack und davon gab es sehr viele. Auch die verschiedenen Rettungsringe waren hier zu sehen.
Früher sind die Taucher mit einem Stahlhelm, Bleischuhen und Bleigürtel in das Wasser gestiegen. Die Ausrüstung wog 100 kg und der Taucher hatte über eine Leitung Kontakt zu einem Helfer auf dem Schiff. Ein Tauchgang konnte schon einmal einige Stunden dauern. Heute werden diese Tauchanzüge selten verwendet.
Herr Weigel erzählt uns sehr ausführlich den Untergang der "Cimbria". Das Auswanderschiff war im Januar 1883 auf dem Weg nach New York. An Bord etwa 400 Auswanderer, überwiegend aus Osteuropa, die noch nie Wasser gesehen haben. Kapitän Hansen wurde gewarnt, bei dem Nebel aufs Meer hinauszufahren. Er schlug aber alle Warnungen in den Wind und fuhr los. In der Nähe von Borkum wird die "Cimbria" von dem englischen Dampfer "Sultan" gerammt. Es klafft eine großes Loch unterhalb der Wasseroberfläche. Da die Schotten nicht geschlossen waren, dringen große Mengen Wasser ein. Auf dem Schiff gehen sämtliche Lichter aus und die Passagiere haben keine Orientierung mehr. Es werden zwar noch Rettungsboote zu Wasser gelassen, eins kentert, ein anderes wird unter Wasser gedrückt. Insgesamt 57 Menschen überleben diese Katastrophe, die größte in der Deutschen Bucht seit Menschengedenken. Das Seeamt stellt später fest, daß die Sicherheitsvorkehrungen unzureichend waren und die "Sultan" Schuld an diesem Unfall hatte.
Die "Vandalia" ist im Oktober 1912 mit Stückgut auf dem Weg von Hamburg nach Brasilien unterwegs. Es ist neblig auf der Elbe und der Kapitän Meyer sieht zwei Lichter auf sich zukommen. Er kollidiert mit einem Schwimmdock. Dabei wird die Bordwand auf einer Länge von 20 Metern aufgerissen. Große Mengen Wasser dringen in den Maschinenraum. Die Besatzung wird von einem anderen Dampfer aufgenommen, aber zwei Personen schaffen es nicht mehr an Deck. Nach 15 Minuten ist die "Vandalia" gesunken. Von der Ladung wurden große Teile an Land gespült und die Otterndorfer Bürger haben diese eingesammelt. In den Vitrinen konnten wir verschiedene Gegenstände wie Kerzenhalter, Kannen, Geschirr, Glühbirnenfassungen und ein paar Strümpfe ansehen.
Interessant ist auch die Geschichte von dem U-Boot 51, das Taucher auf dem Grund vor Helgoland entdeckt hatten. Im Juli 1916 war das deutsche U-Boot auf der Fahrt nach Wilhelmshaven, als es von einem Torpedo getroffen wurde. Die englische Submarine E.24 hatte im März 1916 Minen vor Helgoland versenkt und kam nie wieder zurück. Im Jahre 1973 schleppten die Taucher das Boot nach Cuxhaven. Bei näherer Betrachtung waren es keine Reste der U-51 sondern das engliche U-Boot E.24. Mit den englischen Behörden gab es Schwierigkeiten, weil sich in dem Turm noch Skelette von Besatzungsmitgliedern befanden. Der Turm dieses U-Bootes ist jetzt ein Ausstellungsobjekt des Museums.
Hier endete die Führung von Herrn Weigel. Er hat sehr ausführlich die einzelnen Abteilungen erläutert und auch auf unsere Fragen geantwortet. Wir haben viele interessante Informationen über die Fischwirtschaft, das Leben an Bord der Fischdampfer und den Katastrophen erhalten.
Nach dem Museumsbesuch fahren wir nach Lüdingworth und lassen uns im Café "Zum Alten Torhaus" die Torte schmecken. Hier haben wir noch einmal einige Stationen im Museum Revue passieren lassen und so die Gemeinschaft gepflegt. Ein schöner Nachmittag im Kreise der Geschwister, die sich an der Reinigung der Kirche beteiligt haben.
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